Zu fünft sitzen wir im Wagen auf dem Weg von Münster nach Bochum. Wir sind unterwegs zur bmk-Fortbildung mit dem schönen Titel
„Lächeln – Morgen wird noch schlimmer!“
Ein Tag über das Lachen und Lachen machen
In der Ankündigung heißt es: „Was heiter daherkommen soll ist oft schwer und macht viel Arbeit“… Noch ist aber alles ganz leicht. In unserem Kombi herrscht Ausflugsstimmung. Aber welche Autobahnabfahrt führt uns zum Veranstaltungsort? Fahrer und Beifahrer klären die Frage und improvisieren ungewollt den ersten Slapstick-Dialog des Tages. Nach kurzer Suche kommen wir aber doch an der Ruhr-Uni an. Dort hat die Gastgeberin Annette Mönnich bereits alles vorbereitet. Eingeschlossen eine narrensichere Beschilderung, die uns durch das unübersichtliche Uni-Hochhaus zum Veranstaltungsraum führt.
Referent ist Mattias Menne aus Münster. Radiomoderator, Kabarettist und Sprecherzieher.
Als wir unser Seminar starten, meldet sich bei mir gleich ein klassisches Vorurteil: „Lustig sein, das kann man doch nicht lernen!“ Und natürlich die Perfektionismus-Ansprüche: „Oh, bloß keinen Witz machen, den niemand lustig findet!“ Aber Matthias Menne startet mit Schwung und Tempo. Schon sind wir mitten dabei, uns mit Wortspielen, Kalauern und absurden Sätzen zu beschäftigen. Da bleibt zum Glück nicht zu viel Zeit um skeptisch zu sein.
Tatsächlich basteln wir fleißig Gags zusammen. Die meisten leider ziemliche Rohrkrepierer, aber oft ist auch ein Volltreffer dabei. Das ist auch ganz im Sinn der Übung. Matthias Menne schätze die Erfolgsquote von professionellen Gagschreibern auf vielleicht 1 zu 10. Nur bekommt man bei denen die misslungenen Versuche eben nicht zu sehen. Aber: Ohne Ausschuss keine gelungenen Exemplare. Das hilft schon mal, meinen Perfektionismus-Anspruch zurückzuschrauben.
Witze und komische Situationen zu produzieren ist ganz schön anstrengend. Das muss die harte Arbeit sein, von der in der Ankündigung die Rede ist. Nach der Mittagspause geht es dann ganz systematisch weiter. Wir bauen Witze mit Hilfe eines fünfschrittigen Schemas zusammen. Dabei machen wir uns die Mehrdeutigkeit von Wörtern zu nutze, um gezielt die Erwartungen des Hörers zu enttäuschen. Dadurch entsteht – oft – ein komischer Effekt. Unser Beispiel:
„Heute war ich schon 5 Kilometer laufen.“ – Wer denkt jetzt nicht an Fitness und Gesundheit?
„Der Ladendetektiv hat erst nach viereinhalb Kilometern aufgegeben.“ –
Und das ist sie, die Mehrdeutigkeit und Enttäuschung der Erwartungen…
Zum Schluss geht es dann an kleine Spielszenen oder Sketche. Für jede Szene suchen wir eine Person, die in einer ungewöhnlichen Situation einen Konflikt erlebt. So gerät zum Beispiel der schüchterne Pfarrer in ein Flirt-Seminar und muss dort eine Übung vormachen. Hier sind wir ziemlich nah dran am Impro-Theater. Nach dieser Vorgabe dürfen andere Teilnehmer dann eine kleine Szene entwickeln. Hier laufen alle noch einmal zu Hochform auf. Sprecherzieher sind eben Bühnenmenschen.
Mein Fazit:
Es ist spannend zu sehen, dass sich Humor und Witz tatsächlich planmäßig erzeugen lassen. Das klappt zwar nicht immer, aber oft genug.
Außerdem merke ich, dass ich im Seminar dauernd zwischen Impro-Theater und Seminarthema hin und her denken muss. Bei Matthias versuchen wir absichtlich witzig zu sein. Im Impro gilt das als Garantie dafür, dass die Szene bestimmt nicht witzig wird. Aus der Impro-Haltung hätte ich mir an ein paar Stellen gewünscht, schneller und ohne Vorüberlegungen zum Machen und Ausprobieren zu kommen. Ich vermute aber stark, dass sich Impro und die Strukturierungshilfen von Matthias auch gut verbinden lassen. Für mich eine schöne Inspiration für die nächsten Impro-Übungen im Seminar.